Nachdem zu Ende der vergangenen Woche die Ölpreise mit steigenden Kursen auf die jüngste Eskalation im Roten Meer reagierten, sind es zu Wochenbeginn die Notierungen für Flüssigerdgas (LNG), die im Fokus der Rohstoffmärkte stehen.
Trotz Huthi-Attacken: Europäische Erdgaspreise verbilligen sich deutlich
Im Gegensatz zu den sich verteuernden Ölpreisen, sind am internationalen Gasmarkt momentan gänzliche andere Reaktionen zu beobachten. So fielen die europäischen Erdgaspreise am Montag zeitweise um 7,5% auf unter 30 Euro pro Megawattstunde. Das war der tiefste Stand seit dem 4. August 2023.
Europas Speicher trotz Wintereinbruch weiter gut gefüllt
Analysten prognostizierten einen Rückgang der Nachfrage und ein Anstieg der Produktion, sobald das Wetter Ende Januar wärmer als normal wird. Meteorologen in den USA sagen ab dem 22. Januar einen deutlichen Wetterumschwung für die meisten US-Bundesstaaten voraus. Die Vereinigten Staaten sind noch vor Katar Europas größter Lieferant von Flüssigerdgas.
Rohstoffexperten verwiesen zudem darauf, dass die Region über erhebliche Gasreserven verfügt. Der Füllstand der Gasspeicher in der Europäischen Union, einschließlich Deutschland, Frankreich und Italien, liegen derzeit zwischen 80% und 84%, zudem bleibt die industrielle Nachfrage weiterhin gedämpft.
Katar stoppt Gaslieferungen über das Rote Meer
Trotz dieser Ausgangslage sorgt die derart entspannte Lage im Flüssiggassektor für einige Verwunderung am Rohstoffmarkt. Immerhin hat Katar inzwischen angekündigt, dass es keine LNG-Ladungen mehr durch das Rote Meer verschiffen wird. Für die europäischen Abnehmer von katarischem LNG kommt diese Meldung zur Unzeit, da die Route die kürzeste und damit auch billigste ist.
Zudem würde eine längere Unterbrechung der Lieferungen, angesichts der aktuellen winterlichen Wetterlage, schwer einzuschätzende Risiken bergen. Auf Katar entfielen im vergangenen Jahr rund 13% des westeuropäischen Bedarfs an Flüssigerdgas.
Westliche Militärallianz warnt vor Durchfahrt
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte bereits am vergangenen Freitag unter Berufung auf Frachtverfolgungsdaten berichtet, dass mindestens fünf LNG-Tanker, die die Meerenge Bab el-Mandeb passieren sollten, aufgehalten wurden. Drei davon befanden sich vor der Küste Omans, einer im Roten Meer und der letzte in der Nähe des Suezkanals, heißt es in dem Bericht.
Die Combined Maritime Forces (CMF), zu denen sowohl die US-amerikanische als auch die britische Marine gehören, riefen die Handelsschifffahrt dazu auf, sich nach den Luftangriffen auf die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz von der Gefahrenzone im südlichen Roten Meer fernzuhalten.
Flüssiggastanker bislang nicht im Visier der Huthi
Seit die Huthi Mitte November damit begannen, Frachtschiffe ins Visier zu nehmen, waren Flüssiggastanker bislang nie ein Angriffsziel. Das Zögern Katars, das Rote Meer für seine Schiffspassagen zu nutzen, zeigt aber, dass die Risiken nach den US-geführten Angriffen stark gestiegen sind.
Der Staat am Persischen Golf – einer der größten LNG-Exporteure der Welt – gehörte bisher zu den wenigen Gaslieferanten, die weiterhin das Rote Meer für den Transport nach Europa nutzen.
US-Erdgasproduktion leidet unter eisiger Kälte
Nachdem die verzögerte Lieferung von Erdgas aus Katar bislang nahezu keinen Effekt auf die Marktpreise hat, könnte ein massiver Wintereinbruch jenseits des Atlantiks noch für Probleme in Europas Gasspeichern führen. In den USA fiel die Gasproduktion zu Wochenbeginn angesichts der eisigen Kälte auf den tiefsten Stand seit elf Monaten. Gleichzeitig hatte die Energienachfrage am gestrigen Montag aufgrund der anhaltend kalten Temperaturen in einigen US-Bundesstaaten rekordverdächtige Höhen erreichen.
Heizöl wieder teurer
Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute Morgen leicht anziehen, wirkt sich dieses Plus auch auf die Heizölpreise aus. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen je nach Region etwa +0,60 bis +1,30 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch am Montag.
Source: Futures-Services